Kamera-Generationen

Ab und zu nehme ich die Kameras in meiner Vitrine in die Hand. Entweder um sie neu zu sortieren, oder um einfach etwas Staub zu wischen… Und jedes Mal spanne ich dabei den Verschluss der Contax D und drücke auf den Auslöser. Diese Kamera spielt in meinem Leben eine ganz besondere Rolle: Mein Vater kaufte sie 1953, also vor 66 Jahren, um meine Entwicklung vom ersten Tag an zu dokumentieren. Ich bin mit dieser Kamera aufgewachsen. Mein Kinderalbum füllen wunderschöne Schwarzweißbilder, die mein Vater in seiner Dunkelkammer entwickelt hat.


Yves Strobelt bezeichnet auf seinem Blog zeissikonveb.de die Contax D als die
weltweit erste komplette Spiegelreflexkamera“. Die Dresdner Ingenieure schufen mit dieser Kamera die Blaupause für Generationen moderner Spiegelreflexkameras. Wie weit sie 1953 mit ihrer “Spiegelcontax” der Zeit voraus waren, soll im Folgenden kurz skizziert werden. Dabei zeigt ein Blick in meine Vitrine, wie ähnlich die wichtigsten Kameras in meinem fotografischen Leben dieser Contax sind.

Da ist zunächst die Praktica L, die mir meine Eltern zum Abitur 1972 schenkten. Bis auf den Schnellspannhebel, den Metalllamellenverschluss und das kantige Gehäuse hatte sich in zwanzig Jahren kaum etwas geändert! Sogar den schrägen Auslöser rechts neben dem Objektiv gibt es noch.

Wie konsequent die Entwicklung der Praktica in Dresden betrieben wurde, zeigt die BX20, die mich in den 1980er Jahren begleitete. Trotz der Zeitautomatik und der Ablösung des klassischen M42-Objektivgewindes durch ein Bajonett ist sie der mehr als 30 Jahre älteren Contax noch sehr ähnlich.

Meine erste Kamera nach der Wiedervereinigung war eine Nikon FM2. Zwei Gehäuse dieser vollständig mechanischen Kamera begleiteten mich auf unzähligen Reisen, ein schwarzes für Schwarzweißfilm und ein silbernes für Diafilm. Zusammen mit zahlreichen manuell fokussierten Nikkor-Festbrennweiten war die FM2 wohl das schönste und zuverlässigste Kamerasystem, mit dem ich je gearbeitet habe.

Mein Wechsel in die Welt der digitalen Fotografie führte mich über einige digitale Spiegelreflexkameras von Nikon (ich dachte , ich könnte die schönen AI-Objektive in die neue Zeit hinüberretten) zur Fujifilm X-T3. Dabei fiel die Entscheidung für die X-T-Serie von Fuji wohl maßgeblich wegen der großen Ähnlichkeit zur FM2. Wieder verwende ich zwei Gehäuse, diesmal aber nicht für Schwarzweiß- und Farbfilm, sondern bei Portrait- und Aktshootings für zwei Festbrennweiten oder auf Reisen für Standard- und Telezoom.

Warum schreibe ich das hier auf? Weil ich gemerkt habe, dass die Kameras, die mich in den letzten sechzig Jahren begleitet haben, trotz aller Fortschritte bei Elektronik und Rechentechnik in ihrer äußeren Erscheinung und im Bedienkonzept der über 60 Jahre alten “Spiegelcontax” verblüffend ähnlich sind. Sie haben alle etwa die gleichen Abmessungen und die Einstellung der Grundparameter – Blende und Belichtungszeit – ist bei allen auf ähnliche Weise realisiert…
Wie ähnlich sich die “Schwestern” sind, zeigen die Knöpfe zur Zeitwahl und die Einstellung der Blende durch einen Ring am Objektiv!

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