Ein Problem, vor dem wohl jeder Fotograf mit langer „analoger“ Vorgeschichte steht, ist der Umgang mit seinen „Schätzen“. Bei mir sind es die Objektive von Carl Zeiss Jena, zu denen ich ein besonders enges Verhältnis habe. Dabei fällt auf, dass mich bestimmte Objektivkonstruktionen über Jahrzehnte begleitet haben. Da ist zum Beispiel das Carl-Zeiss-Flektogon, ein 35-mm-Weitwinkel von dem ich drei Exemplare an ganz verschiedenen Praktica-Kameras benutzt habe. Wie sehr ich diese Brennweite geschätzt habe, sieht man daran, dass ich mir beim Umstieg von der Praktica auf eine Nikon FM2 sofort ein AIS-NIKKOR mit 35 mm zugelegt habe.
Stellt man die drei Flektogone und das NIKKOR nebeneinander, fällt die große Frontlinse des ältesten Exemplars auf. Die Eintrittspupille des Objektivs aus den 1960er Jahren, erkennbar am markanten „Zebra“-Design, ist mit 40 mm ungefähr dreimal so groß, wie es für die Lichtstärke von 2,8 theoretisch notwendig wäre.
Die spannende Geschichte der legendären Flektogon-Konstruktion erzählen Yves Strobelt und Marco Kröger auf zeissikonveb.de. Dort erfährt man auch, dass das Flektogon 1949 das weltweit erste Retrofokus-Objektiv war und dass die große Frontlinse für die Realisierung des Retrofokus-Prinzips notwendig war. Neuberechnungen des Objektivs in den 1970er und 1980er Jahren brachten dann mit 2,4 eine etwas größere Lichtstärke – und eine kleinere Frontlinse.
Damit ich diese schönen Objektive nicht nur zum Staubwischen aus der Vitrine nehmen muss sondern zusammen mit dem NIKKOR an meinen Fujifilm X-Ts benutzen kann, habe ich mir Adapter für das M42-Gewinde, das Paraktica-B Bajonett und das Nikon-F-Bajonett zugelegt.
Die Abbildungsleistung der mittlerweile bis zu 60 Jahre alten „Schätzchen“ ist auch an den modernen Fuji-Sensoren über jeden Zweifel erhaben!