Vor mehr als zwanzig Jahren, waren Spiegelreflexkameras, auch Spitzenmodelle, noch klein und handlich. Denn sie hatten weder einen motorisierten Filmtransport noch Autofokus. Ein motorisierter Filmtransport wäre auch wenig sinnvoll gewesen, denn ein Kleinbildfilm mit 36 Bildern wäre mit 6 Bildern/Sekunde in nur 6 Sekunden voll…
Wer es dennoch etwas schneller wollte, kaufte sich einen Motorantrieb. Für meine Nikon-Zwillinge war das der MD-12 – ein Meisterstück der Feinmechanik, der das Gewicht der Kamera fast verdoppelte (Kamera 815g – Antrieb 600g). Das Gewicht ging maßgeblich zu Lasten von sage und schreibe acht Akkus, die eine Betriebsspannung von 12 Volt erzeugten!
Wie kraftvoll der Antrieb dabei zu Werke ging, kann man hier hören (Lautstärke hochregeln!)..
Wozu brauchte man also eine solche üppige Motorisierung? Das klassische Beispiel für Sequenzen mit mehreren Bildern pro Sekunde sind immer noch spektakuläre Sprengungen großer Bauwerke.
Am 15. Februar 2002 wurde in meiner Heimatstadt Eilenburg ein 126 Meter hoher Schornstein gesprengt, die ideale Möglichkeit für einen Härtetest der Kombination FM2/MD-12. Bei einem solchen Anlass sind die Herausforderungen für Technik, Material und Nervenkostüm besonders hoch: Man hat nur einen Versuch! Und man kann das Ganze weder vorher noch einmal testen (dann wäre der Film durch) noch weiß man, wie schnell der Schornstein zu Boden geht. Laut Datenblatt lieferte der MD-12 eine Bildfrequenz von 3.2 Bildern pro Sekunde, was für etwas mehr als 10 Sekunden Laufzeit reichen sollte. Aber im Februar, bei Frost…
Heute, wo jedes Mobiltelefon 4K-Videos drehen kann, wirkt das wie ein Märchen aus der Frühzeit der Fotografie…