Die Rollei-Schwestern belichten Rollfilme. Wer keine Lust zum Entwickeln und Scannen hat, nutzt die Dienste eines der zahlreichen professionellen Anbieter. Das ist teuer und beendet den analogen Prozess an einer Stelle, wo es eigentlich beginnt, richtig Spaß zu machen…
Die weit verbreitete Lehrbuchmeinung ist: Man nutzt zum Scannen der Rollfilme einen Flachbettscanner mit Durchlichteinheit! Der Klassiker ist der Epson Perfection V700 mit seinen Nachfolgemodellen V800/850. Diese Scanner haben bei allen Vorteilen zwei gravierende Nachteile: Sie sind SEHR GROSS und SEHR TEUER. Meine vier Jahre mit einem V700 waren keine Liebesbeziehung. Es war dieses Gefühl, das ein Filmfotograf alter Schule nicht mag: Man hat keine direkte Kontrolle über Belichtung und Schärfe!
Irgendwann kam dann die Idee, dass eine gute Systemkamera die Auflösung professioneller Scan-Anbieter problemlos erreicht. Für die “Durchlichteinheit” gibt es seit dem Siegeszug weißer LED eine sehr preiswerte Lösung: Eine LED-Leuchtplatte im Format A4, wie sie Comic-Zeichner gern benutzen (bei Amazon ca. 20€). Benutzt man für die Stromversorgung eine Powerbank, hält sich der Kabelsalat in Grenzen.
Ein mögliches Hindernis könnte die Naheinstellgrenze des Objektivs sein, denn für die volle Ausnutzung der Auflösung des Kamerachips ist es unverzichtbar, des Negativ formatfüllend abzubilden. Mit einem Makroobjektiv ist das weder für 120er Rollfilme noch für 35mm-Kleinbildfilme ein Problem! Für die präzise und stabile Halterung der Kamera konnte ich auf meine Laborausrüstung zurück greifen: Die Säule eines KAISER-Vergrößerers mit dem dazu passenden Repro-Adapter!
Die Leuchtplatte im Format A4 erlaubt eine Prozedur, die man noch aus alten Laborzeiten kennt. Man erstellt zunächst einen “Kontaktabzug” des gesamten Films…
Für das Scannen einzelner Negative ist schon für eine exakte Planlage die Verwendung einer Maske unverzichtbar.
Die hierzu von einschlägigen Versandhändlern (z.B. Lomography) angebotenen Masken habe den Nachteil, dass sie nicht 100% des Filmbildes freigeben. Ich habe für mich eine genau so einfache wie preiswerte Variante gefunden: Mein lokaler Rahmenhändler, der mir seit über 20 Jahren die Passepartouts für alle Ausstellungen schneidet, hat mir aus einem Reststück schwarzen durchgefärbten und sehr dicken Passepartoutkartons eine Maske geschnitten, die sogar die Beschriftung auf dem Filmrand frei lässt.
Mit diesem Setup (Fuji X-T3, FUJINON 1:2.4 60mm) zusammen mit Lightroom oder Photoshop Camera RAW ist das Scannen und Konvertieren zumindest von Schwarzweißfilmen ein Kinderspiel!
Modell: Annemarie Römer